Seine Schüler sollten wissen, was Strom bedeutet, schließlich waren allesamt angehende Auszubildende in elektrotechnischen Berufen. Jedes Jahr drückte der Berufsschullehrer deshalb den Jugendlichen im Unterricht zwei Stromkabel in die Hand und drehte den Regler hoch. 15 Jahre machte der Lehrer das so, bis dann doch ein Unglück passierte…
Der Lehrer beharrte darauf, dass alle Schüler freiwillig an seinen Versuchen teilnahmen. Sobald das Kribbeln in den Fingern unangenehm wurde, sollten sie die Kabel dann einfach fallen lassen. Die ganzen Jahre über ging das auch gut. Doch dann fasste einer seiner Schüler das Kabel bereits an, als der Lehrer den Versuch gerade abbauen wollte und dabei den Stromregler versehentlich hochgedreht hatte. Der Schüler wurde dabei an beiden Händen verletzt. Der Lehrer entschuldigte sich zwar bei dem Schüler und zahlte ihm schon vor der Gerichtsverhandlung 2000 Euro Schmerzensgeld, doch der junge Mann zog trotzdem vor Gericht.
In dem Prozess ging es nämlich nicht nur um die Stromschläge: Der 62-Jährige Pädagoge wurde zudem wegen Volksverhetzung angeklagt. Denn der Lehrer hatte zuvor einen blonden Schüler als „Arier“ bezeichnet, einen anderen wegen seiner tschechischen Abstammung als Zugehörigen einer „minderwertigen Rasse, der nichts kann“ beschimpft.
Das sei „äußerst diskriminierend“, sagte die Richterin. Da half dem Lehrer auch seine Ausrede nichts, er provoziere einfach manchmal, um damit die Schüler zu höheren Leistungen anzustacheln.
Doch das beeindruckte die Richterin wenig. Sie verurteilte den Lehrer zu knapp 12.500 Euro Geldstrafe wegen fahrlässiger Körperverletzung im Amt und wegen Volksverhetzung. Der Mann wurde nach den Vorfällen beurlaubt, zudem muss er nun mit einem Disziplinarverfahren und dem endgültigen Rausschmiss aus dem Schuldienst rechnen.
Textbezogene Paragraphen / Urteile:
Amtsgericht Kronach, Urteil vom 6. August 2015
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